Betriebliche KI-Richtlinien: Einsatz von AI und Mitbestimmung
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KI-Einführung im Unternehmen: Richtlinien für Transparenz und Mitbestimmung
Die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen, insbesondere im Facility Management (FM), verändert Arbeitsprozesse, Entscheidungsfindung und den Umgang mit Daten grundlegend. Um den Einsatz von KI transparent, rechtskonform und fair zu gestalten, sind betriebliche KI-Richtlinien ein unverzichtbares Instrument. Diese Richtlinien legen fest, wie KI-Systeme eingesetzt werden, welche Anforderungen an Datenschutz und Sicherheit gelten und wie die Rechte von Mitarbeitenden gewahrt bleiben.
Die Einbindung von Mitbestimmungsgremien wie Betriebsräten ist dabei entscheidend, um Akzeptanz zu schaffen, rechtliche Konflikte zu vermeiden und die Interessen der Mitarbeitenden zu berücksichtigen.
Betriebliche KI-Richtlinien: Rechtssicherheit und ethische Verantwortung im Unternehmen
Betriebliche KI-Richtlinien haben folgende Hauptziele:
Rechtskonformität: Einhaltung aller relevanten gesetzlichen Vorschriften, insbesondere der DSGVO, des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) und anderer arbeitsrechtlicher Regelungen.
Transparenz: Klare und nachvollziehbare Vorgaben zum Einsatz von KI und deren Auswirkungen auf Mitarbeitende und Geschäftsprozesse.
Fairness: Sicherstellung, dass KI-Systeme keine diskriminierenden Entscheidungen treffen oder unfaire Ergebnisse liefern.
Sicherheit: Schutz personenbezogener und sensibler Daten vor Missbrauch und unbefugtem Zugriff.
Vertrauensförderung: Schaffung eines vertrauensvollen Umgangs mit KI durch frühzeitige Einbindung der Mitbestimmungsgremien und transparente Kommunikation.
Inhalte einer betrieblichen KI-Richtlinie
Eine umfassende KI-Richtlinie sollte folgende Aspekte abdecken:
Definition und Anwendungsbereiche
Was ist KI?: Eine klare Definition von KI-Systemen und deren Eigenschaften.
Einsatzbereiche: Beschreibung, in welchen Bereichen KI eingesetzt wird, z. B.:
-Automatisierte Zutrittskontrollsysteme.
-KI-gestützte Reinigungsplanung.
-Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung).
-Analyse von Gebäudenutzungsdaten.
Ziele und Zwecke des KI-Einsatzes
Effizienzsteigerung: Optimierung von Arbeitsabläufen und Ressourcennutzung.
Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Reduktion monotoner oder körperlich belastender Tätigkeiten.
Entscheidungsunterstützung: Bereitstellung von Datenanalysen zur besseren Entscheidungsfindung.
Grundsätze des KI-Einsatzes
Transparenz: Mitarbeitende und Mitbestimmungsgremien müssen über Zweck, Funktionsweise und Auswirkungen der KI informiert sein.
Fairness und Nichtdiskriminierung: Sicherstellung, dass KI-Systeme keine Benachteiligungen aufgrund von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion oder anderen persönlichen Merkmalen verursachen.
Datenschutz und Sicherheit: Verarbeitung personenbezogener Daten nur im Einklang mit der DSGVO und anderen Datenschutzgesetzen.
Mitbestimmung
Einbindung des Betriebsrats: Verpflichtung zur frühzeitigen Einbindung gemäß § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG, insbesondere bei Systemen, die geeignet sind, das Verhalten oder die Leistung von Mitarbeitenden zu überwachen.
Betriebsvereinbarungen: Regelung des KI-Einsatzes in Form von verbindlichen Betriebsvereinbarungen, die folgende Punkte umfassen:
-Umfang und Zweck der Datenverarbeitung.
-Zugriffsrechte und Speicherfristen.
- Mechanismen zur Überprüfung und Anpassung der KI-Systeme.
Überprüfung und Weiterentwicklung
Regelmäßige Evaluierung: Überprüfung der Wirksamkeit und Einhaltung der KI-Richtlinie.
Feedbackmechanismen: Einrichtung von Kanälen, über die Mitarbeitende und Betriebsräte Bedenken oder Verbesserungsvorschläge einbringen können.
Datenschutz und Datensicherheit
Zweckbindung: Daten dürfen nur für den vorher festgelegten Zweck verarbeitet werden.
Datensparsamkeit: Erhebung und Verarbeitung nur der Daten, die unbedingt erforderlich sind.
Anonymisierung und Pseudonymisierung: Schutz personenbezogener Daten durch technische Maßnahmen.
Zugriffsrechte: Regelung, wer Zugriff auf Daten und KI-Systeme hat.
Technische Anforderungen
Erklärbarkeit: KI-Systeme müssen nachvollziehbar und transparent arbeiten (Explainable AI).
Bias-Prüfung: Regelmäßige Überprüfung der Algorithmen auf Verzerrungen und Diskriminierung.
Regelmäßige Audits: Technische und organisatorische Prüfungen zur Einhaltung der Datenschutz- und Sicherheitsstandards.
Mitbestimmung beim Einsatz von KI
Die Mitbestimmung ist ein zentraler Bestandteil bei der Einführung und Nutzung von KI im Unternehmen. Dies umfasst:
Beteiligung des Betriebsrats
Frühzeitige Einbindung: Betriebsräte sollten in allen Phasen des KI-Einsatzes eingebunden werden, von der Planung bis zur Implementierung.
Informationspflicht: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den Betriebsrat umfassend über den Zweck, die Funktionsweise und die Auswirkungen der KI zu informieren.
Mitbestimmungspflicht: Bei Systemen, die die Überwachung von Mitarbeitenden ermöglichen, ist die Zustimmung des Betriebsrats erforderlich (§ 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG).
Betriebsvereinbarungen
Betriebsvereinbarungen legen die Nutzung von KI verbindlich fest und schaffen Rechtsklarheit. Typische Inhalte sind:
Definition der Anwendungsbereiche.
Regelungen zur Datenverarbeitung und -speicherung.
Festlegung von Maßnahmen zur Verhinderung von Überwachung und Diskriminierung.
Vorgaben zur regelmäßigen Überprüfung der Systeme.
Zutrittskontrollsysteme
Transparenz: Betriebsräte und Mitarbeitende werden über die Speicherung und Nutzung von Zutrittsdaten informiert.
Datenschutz: Daten werden nach 30 Tagen automatisch gelöscht, es sei denn, sie sind zur Aufklärung eines Vorfalls erforderlich.
Umsetzung der Richtlinie
Kommunikation: Veröffentlichung und regelmäßige Aktualisierung der KI-Richtlinie im Unternehmen.
Schulungen: Sicherstellung, dass alle Beteiligten die Inhalte der Richtlinie verstehen.
Regelmäßige Audits: Überprüfung der Einhaltung der Richtlinie und der rechtlichen Vorgaben.
Herausforderungen
Intransparenz von KI-Systemen: Sicherstellung, dass komplexe Algorithmen für Mitarbeitende und Betriebsräte nachvollziehbar sind.
Bias und Diskriminierung: Vermeidung von Verzerrungen in den KI-Modellen.
Datenschutzkonflikte: Sicherstellung, dass KI-Systeme den Datenschutzvorgaben entsprechen und keine Überwachungseffekte entstehen.
Betriebliche KI-Richtlinien sind ein unverzichtbares Instrument, um den Einsatz von KI im Unternehmen rechtssicher, transparent und fair zu gestalten.
Sie schaffen klare Regeln für den Umgang mit Daten, die Rechte von Mitarbeitenden und die Einbindung von Mitbestimmungsgremien. Die frühzeitige und umfassende Einbindung des Betriebsrats ist nicht nur rechtlich vorgeschrieben, sondern auch ein Schlüssel, um Akzeptanz und Vertrauen in die neuen Technologien zu fördern.
Durch regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Richtlinien kann das Unternehmen sicherstellen, dass der KI-Einsatz mit den Unternehmenswerten und den gesetzlichen Anforderungen im Einklang steht.